TourBox Elite - Kreativer Software-Controller mit Bluetooth
Ob beim Videoschnitt, bei der Bildbearbeitung oder beim Mischen und Verfeinern von Audioaufnahmen: Die Arbeit mit Maus und Tastatur bremst die Kreativität oft aus. Ich arbeite mit einigen Tools eher unregelmäßig. Die Routinen, die sich dann nach einer intensiven Session eingespielt haben, verlieren sich oft bis zum nächsten Einsatz wieder. Besonders ärgerlich: Vergleichbare Aufgaben – etwa das Vergrößern oder Verkleinern von Timelines – sind in verschiedenen Programmen mit unterschiedlichen Befehlen verknüpft.
Geschrieben von Rainer Claaßen
Redakteur für fotoMagazin und Audio-Video-Foto-Bild
Schnellere Anpassungen in Lightroom, Photoshop und Premiere Pro
Es mag Menschen geben, die sich das alles einprägen können – ich gehöre nicht dazu. So suche ich dann regelmäßig mit dem Mauszeiger nach den passenden Schaltflächen, was den Workflow spürbar ausgebremst. Doch das hat sich jetzt geändert. Denn seitdem die TourBox Elite neben meiner Tastatur steht, arbeite ich in einigen Programmen spürbar effizienter. Und das macht so viel Spaß, dass ich das Kästchen inzwischen sogar für die Tabellenkalkulation und beim Texten nutze.


Profi-Werkzeug
Professionelle Tools nutzen oft speziell angepasste Hardware, um Routinen zu verkürzen. Grundsätzlich eine gute Idee – ein Arbeitsplatz, der für viele verschiedene Aufgaben genutzt wird, ist damit aber schnell überladen. Zudem sind solche Eingabegeräte meist kostspielig. Wirklich effizient ist die Arbeit damit nur, wenn der Anwender die Geräte regelmäßig nutzt, und sich dabei die einzelnen Funktionen einprägt. Das Versprechen der TourBox Elite lautet: Verlässliche und ergonomische Hardware, die die Arbeit mit vielen unterschiedlichen Tools vereinfacht.
"Verlässliche und ergonomische Hardware, die die Arbeit mit vielen unterschiedlichen Tools vereinfacht."
Das kompakte Gerät wiegt inklusive der beiden mitgelieferten AA-Batterien knapp 420 Gramm. Zu meinem Arbeitsplatz passt die schwarze Variante am besten – es gibt das Gerät aber auch in Weiß und in Rauchschwarz. Es ist schnell ausgepackt und die Bluetooth-Verbindung mit dem Rechner ist in wenigen Sekunden hergestellt – auf der Unterseite der Box, die etwas größer ist als das Zahlenfeld einer Standardtastatur, gibt es dafür eine Verbindungstaste. Für mich ist die zuverlässige Drahtlos-Verbindung ein echter Vorteil, denn zum einen ist selbst das Vierfach-USB-Hub, dass ich an meinem Mac-Laptop angebracht habe, schon komplett. Und noch mehr Kabel brauche ich auf dem Schreibtisch auch nicht.


TourBox Console
Um die TourBox nutzen zu können, muss zunächst die Software "TourBox Console" heruntergeladen werden, die für Windows und MacOS kostenlos zur Verfügung steht. Auch Versionen für ältere Varianten der Betriebssysteme sind verfügbar. Da das Gerät von unterschiedlichen Programmen genutzt werden soll, und auch auf deren Interaktion mit dem Rechner Einfluss nimmt, muss bei der Installation Zugriff auf Funktionen des Betriebssystems gewährt werden – wer seinen Computer nicht selbst administriert muss sich hier eventuell Unterstützung holen.
Einstellung der Voreinstellungen
Wer die TourBox mit einem der gängigen Adobe-Programme nutzen möchte, ist schnell am Start: Voreinstellungen für Lightroom, Photoshop und Premiere – sowohl für den Schnitt als auch für die Farbkorrektur – sind schon vorinstalliert.
Das geladene Preset muss jetzt noch dem gewünschten Programm zugeordnet werden. Nach einem Klick auf die Taste "No Link" im Konsole-Fenster erscheint eine Auswahlliste aller aktuell aktiven Programme. Sobald auf diesem Weg die Verknüpfung hergestellt wird, kann die Box mit dem entsprechenden Programm genutzt werden. Die Umschaltung erfolgt dabei automatisch – sind etwa die Vorgaben für Lightroom aktiviert, stehen sie zur Verfügung, sobald ich in dem Programm arbeite.
Da mein Haupteinsatzbereich für die Box Apples Final Cut Pro ist, war der Start etwas aufwändiger: Ein Link innerhalb der Bedienkonsole führt aber direkt zu der Internetseite, auf der diverse Voreinstellungen heruntergeladen werden können.


Der Aha-Effekt stellt sich ziemlich schnell ein
Sowohl der Lern- als auch der Aha-Effekt setzen jetzt ziemlich schnell ein. Denn zumindest in den Presets für die genannten Adobe-Tools ist Zuordnung der verschiedenen Funktionen schon in der Voreinstellung sehr sinnvoll gelöst. Lightroom nutze ich zur schnellen Anpassung von Reportagefotos. Anstatt nun nacheinander die verschiedenen Regler für Lichter, Tiefen, Weiß und Schwarz anzupassen, genügt jetzt ein Klick auf die entsprechend belegte Taste am Steuerkreuz der Tourbox. Danach lassen sich die Anpassungen mit dem Drehrad vornehmen.
Heads-up display
Was mir im ersten Moment wie ein Anzeigefehler vorkam, zeigt sich dabei als praktische Hilfe: Über der Bildschirmanzeige wird symbolisch das Steuerkreuz der Box eingeblendet. Auf den vier Tasten sind jeweils die darauf hinterlegten Funktionen abzulesen. Die Beschriftung lässt sich individuell festlegen. Insgesamt gibt es kaum eine Funktion der Box, die man nicht entsprechend den eigenen Wünschen gestalten könnte.


Nicht lange warten
Jetzt kann es mit der Arbeit losgehen – entweder direkt in den Programmen, bei denen die TourBox die Arbeit effizienter machen soll. Oder mit der individuellen Anpassung des Tools. Denn der größte Vorteil dieses Geräts liegt – neben der wirklich guten Verarbeitung und der durchdachten Ergonomie – in der großen Flexibilität. Persönlich würde ich zwar dazu raten, erst mal ein paar Erfahrungen mit den Standardvorgaben zu sammeln. Aber wer das möchte, oder wer schon konkrete Vorstellungen davon hat, wie er das Gerät nutzen möchte, kann auch gleich mit der individuellen Anpassung loslegen.
Dazu wird die TourBox-Konsole aufgerufen, und in der Liste links oben die Anwendung ausgewählt, deren Einstellungen angepasst werden sollen. Wird jetzt eine der insgesamt 11 Tasten geklickt, oder an einem der drei Räder gedreht, wechselt die Anzeige im rechten Teil des Konsolenfensters zu der jeweils zugewiesenen Funktion – das funktioniert auch bei Kombinationen der verschiedenen Bedienelemente. Per Doppelklick wird jetzt eine Auswahl an verfügbaren Funktionen angezeigt, die sich dieser Taste oder diesem Rad zuordnen lassen. Wer es besonders ausgefeilt mag, kann hier sogar Makros oder ein selbst zusammengestelltes Kontextmenü hinterlegen.
Schnellerer Arbeitsablauf
Ziemlich schnell habe ich gemerkt: Es ist faszinierend, wie viele Möglichkeiten sich mit diesem unscheinbaren Stück Hardware eröffnen. Ob es darum geht, die Pinselgröße in Photoshop anzupassen, möglichst schnell die Ergebnisse eines Videodrehs zu sichten oder in einem Podcast verschiedene Jingles an den gewünschten Positionen einzufügen – das alles geht nach etwas Einarbeitung oder individueller Anpassung enorm schnell von der Hand. Alle drei Drehräder bieten zusätzlich auch Tastenfunktionen, und auch Kombinationen beim Bedienen verschiedener Elemente lassen sich auch mit Funktionen belegen.


Erstellen einer eigenen Voreinstellung - Bei Null beginnen
Für viele gängige Programme gibt es auf der Webseite von TourBox Voreinstellungen. Neben den vom Hersteller programmierten finden sich auch Presets, die von Anwendern erstellt und hochgeladen wurden. In vielen Fällen stellen die zumindest eine gute Basis für die eigene Arbeit dar. Aber praktisch jeder Anwender arbeitet mit einer eigenen Kombination an Software, und hat persönliche Präferenzen, wie er damit umgeht.
"Inzwischen nutze ich die Box sogar, um beim Verfassen von Texten schnell vor- und zurückzuspringen."
Mit der TourBox Konsole lassen sich schnell Voreinstellungen für alle Programme erstellen – selbst der Finder beim Mac lässt sich darüber steuern. Inzwischen nutze ich die Box sogar, um beim Verfassen von Texten schnell vor- und zurückzuspringen. Die Funktionszuweisung ist dabei nicht auf Tastaturbefehle begrenzt – auch Mausaktionen lassen sich durch Bedienen der Box ersetzen. Und mit der Makrofunktion können komplette Abläufe automatisiert werden. Das nutzen vermutlich nur wenige Anwender– es kann aber bei individuellen Aufgabenstellungen enorm hilfreich sein.
Basierend auf dem Preset das ich für den Videoschnitt nutze, habe ich mir so ein Set erstellt, mit dem ich das eher exotische Audiotool "Wavelab Cast" bediene. Besonders praktisch dabei: Die individuelle Programmierung erlaubt es mir, ähnliche Vorgänge mit dem identischen Bedienelement zu steuern. Egal in welchem Programm ich arbeite: Drehe ich das Scrollrad nach links, wird die Timeline vergrößert, drehe ich es nach rechts, verkleinert sie sich. Allein dieses Detail spart jede Menge Zeit. Die Kreativität wird hier eher durch die vom Programm zur Verfügung gestellten Befehle und Optionen als durch die Möglichkeiten der TourBox beschränkt.
Wie geht es weiter?
Die Einsatzmöglichkeiten sind nahezu grenzenlos. Nachdem ich erst einmal damit angefangen habe, Programmfunktionen über das Gerät aufzurufen, finde ich ständig neue Aufgaben, für die ich die Box nutze. Wechseln zwischen Browsertabs, framegenaues Navigieren in Videos, die Eingabe von regelmäßig gebrauchten Passworten – das Kistchen regt sogar die Kreativität an. Tatsächlich beschäftige ich mich dadurch auch intensiver mit den Möglichkeiten, die sich durch die Tastatursteuerung ergeben, und nutze so einige Programmfunktionen sogar ohne Einsatz der Box deutlich effizienter.


Fazit
Ich bin sowohl von der Größe des Geräts als auch von dessen Layout und Verarbeitung angetan. Auf dem Schreibtisch nimmt es weniger Platz als ein Mauspad ein, es rutscht dank der Gummifüße und des Gewichts nicht und Tasten und Räder fühlen sich hochwertig an. Ich mag die haitische Rückmeldung bei den Rädern – damit rasten sie in winzigen Schritten mit einem leisen Geräusch ein. Die lässt sich aber auch deaktivieren.
Das Gerät ist klein genug, um es auch an einen anderen Arbeitsplatz mitzunehmen. Und es lässt sich auch mit verschiedenen Rechnern koppeln. Selbst erstellte oder modifizierte Presets lassen sich auch lokal speichern, so dass man auch diese unkompliziert auf mehreren Rechnern nutzen kann.
Die TourBox Elite erleichtert den Umgang mit unterschiedlichsten Computerwerkzeugen, sorgt für mehr Effizienz und regt sogar die Kreativität an. Man muss sich zwar auf das Konzept einlassen, und für eine individuelle Konfiguration auch etwas Zeit investierten. Bei mir hat sich dieser Aufwand aber definitiv schon nach kurzer Zeit gelohnt.